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vom Kabel- zum Wurzelzieher

Aktualisiert: 3. Apr. 2022

der WURZGARTEN. – wie alles begann

Ich bin - wie wir hier so schön sagen - ein Bauernbua. Und nach vielen Stationen in meinem Leben bin ich nun wieder zu meinen Wurzeln zurückgekehrt. Die Zeit hat mich schließlich zurück aufs Feld, mitten in die Natur geführt.


Schon als Kind und Jugendlicher hab ich immer wieder im landwirtschaftlichen Betrieb meiner Eltern mitgeholfen. Ohne das gemeinsame Anpacken hätte so manches nicht so gut bewerkstelligt werden können. Das war nicht immer lustig. Die Freunde waren baden und meine drei Schwestern und ich durften Heu rechen. Doch wenn ich heute auf meine Kindheit zurückblicke, dann sehe ich viele schöne, abenteuerliche Momente, viel Familienzeit und jede Menge frische Luft. Diese Zeit hat mich enorm geprägt und mich in meinem Wertefundament maßgeblich zu dem gemacht, der ich heute bin.


Ganz klassisch besuchte ich nach der Hauptschule für ein Jahr die landwirtschaftliche Fachschule in Vöcklabruck, um danach eine Lehre als Starkstrommonteur und Betriebselektriker beim regionalen Energieversorger zu absolvieren. Von da an musste ich mich nicht mehr zum Lernen zwingen, es hatte mir richtig Spaß gemacht und so beschloss ich 4 Jahre lang berufsbegleitend die Abend-HTL für Elektrotechnik in Linz zu machen. Das ewige Pendeln zwischen meinem Zuhause, der Arbeit und Linz wurde zur Normalität.


Wie es am Land üblich ist, steht irgendwann die Frage der Überschreibung von Haus und Hof im Raum. Ich sah es als meine Aufgabe als einziger Sohn das Michlhanslgut gegen Ende der HTL im Jahr 2006 zu übernehmen. Doch aus verschiedenen Gründen konnte ich mir damals nicht vorstellen, die Landwirtschaft aktiv weiterzuführen. Ich hatte andere Pläne. So entschieden wir, die Großviehhaltung zu beenden. Meine Eltern konnten's dann aber doch nicht lassen - sie haben den Betrieb mit der Haltung von Weidegänsen weitergeführt. Die nicht benötigten Flächen wurden verpachtet.


Ich habe schließlich im Unternehmen verschiedene Funktionen durchlaufen und wiederum berufsbegleitend ein Studium der betrieblichen Finanzwirtschaft an der Johannes-Kepler-Universität in Linz absolviert. Die Themen Finanzen und Geldanlage haben mich schon immer sehr interessiert und meine Affinität zu Zahlen spielte mir dabei in die Karten.

So durfte ich mich vom Betriebselektriker 2002 zum Spezialtechniker für PowerQuality im Netz 2005 zum Treasury Manager (Konzern-Finanzierung) 2012 und zum Vorstandsassistenten 2015 (und für ein Jahr zum interimistischen Vorstandsbüroleiter) weiterentwickeln. Alles waren unglaublich spannende und teilweise sehr fordernde Jobs.

Irgendwann hatte ich einen Punkt erreicht, an dem ich mir die Sinnfrage in alle dem stellte. Obwohl ich einer angesehenen Manager-Karriere entgegenblickte, fiel es mir zunehmend schwerer, mich mit der Person zu identifizieren, die sich beinahe verhängnisvoll im Hamsterrad befand. Der Wunsch nach einer grundlegenden Veränderung übermannte mich. Also habe ich mir ein Sabbatical (Auszeit) genommen, um mich neu zu orientieren. Das Sabbatical wurde zwar etwas verwässert, weil ich dann im Auftrag meines früheren Chefs den gemeinnützigen Verein z.l.ö. – zukunft.lehre.österreich mitgegründet habe, aber es schien mir zu diesem Zeitpunkt eine gute und wichtige Sache. Hier durfte ich Gründungs-Generalsekretär werden. Immerhin habe ich mich aber auch der eigentlichen Aufgabe gestellt, meinen eigenen Interessen mehr nachzugehen. Und so habe ich parallel die Prüfung zum gewerblichen Vermögensberater absolviert und mich unter dem Namen „Kapitalmeister“ als Investment- und Finanzierungscoach selbstständig gemacht. Ich hatte meine Berufung gefunden. Bis heute mache ich diesen Job wirklich gerne und in den letzten Jahren durfte ich hier schon sehr vielen Menschen auf Honorarbasis bei der langfristigen, vernünftigen Geldanlage, aber auch bei Finanzierungsfragen helfen. Hier sehe ich mich, den für mich so wichtigen Beitrag zu leisten und mit meinen Kompetenzen zu helfen.

Das mit z.l.ö. habe ich schließlich aufgegeben. Das starke Wachstum und die hohen Ziele verlangten einen Vollzeit-Generalsekretär und ich habe 2019 die Führung übergeben dürfen.


Als Selbstständiger mit einem Büro in den eigenen vier Wänden bin ich viel zuhause. Die Autostrecken werden weniger, die Mittagessen in der Kantine werden durch das Dinner for two ersetzt. Und so setzte ich mich mehr und mehr mit einem noch bewussteren Lebensstil auseinander. Ein wesentlicher Teil davon sind eben Lebensmittel. Schon lange Zeit haben Sandra und ich ausschließlich Bio-Lebensmittel gekauft. Offen gestanden mussten wir uns immer wieder ärgern, dass es in den Supermärkten kaum gutes, frisches Bio-Gemüse gab. Das trieb uns kurzerhand in die Arme eine Biokiste aus Eferding. Doch wenn wir uns ehrlich sind, war das zwar ein super Angebot und toller erster Schritt, aber wir haben uns auch gefragt, ob es wirklich nötig ist, das Gemüse aus Eferding (und hier wird teilweise auch aus dem Ausland bezogen) zu uns nach Aurach am Hongar zu transportieren.

Wäre es nicht möglich, gutes und gesundes Biogemüse am eigenen Gut zu produzieren? Die Idee war geboren.. Es folgten über zwei Jahre Recherche, intensives Selbststudium und lange Gespräche vor allem mit Michael & Shaki, einem befreundeten Paar, die zuvor die Permakultur für sich entdeckten. Wie mittlerweile bekannt, bin ich zwar ein Bauernbua, vom groß angelegten Gemüseanbau hatte ich aber zu diesem Zeitpunkt noch absolut keine Ahnung. Zuerst dachte ich auch, dass das mit einer Permakultur auf unserem Gut, für unsere Vorhaben funktionieren könnte. Ich habe mir Bücher gekauft und mich etwas eingelesen. Das, was Sepp Holzer gemacht hat, fand ich richtig toll. Aber so groß (mit Bagger und so), wollte ich es doch nicht angehen. Dann haben wir uns das Waldgarteninstitut in Wels und auch einen Mischkulturbetrieb angesehen. Auch das war echt klasse und es bräuchte viel mehr von der Sorte. Allerdings hab ich hier keine Basis gefunden, mit der man relativ rasch und planbar Gemüse wachsen lassen kann.

Irgendwann stieß ich dann auf das Market Gardening a la J.M. Fortier. Dieses Konzept fand ich richtig super und so kam der Stein ins Rollen. Im Herbst 2020 stand fest, dass ich in Anlehnung an dieses Konzept bald meine ersten Beete für die Selbstversorgung anlege. Die Äste von alten, morschen Bäumen habe ich in einer Benjes Hecke verarbeitet, den Hang händisch etwas begradigt und einige Beete angelegt. Insgesamt sind es ca. 90 Meter Beete mit 0,75 Meter Breite. Auch in den ersten Folientunnel mit 7,3m x 3,7m habe ich investiert. Für den Anbau im Jahr 2021 habe ich alle Pflanzen aus Bio-Samen selbst vorgezogen und ausgepflanzt und bis zur Ernte reifen lassen. Und wir ernten gewisse Gemüsekulturen auch jetzt im Winter noch. Es ist schon unglaublich, was man in einem Jahr aus eigenen Erfahrungen lernt. Einige hilfreiche Garten-Tipps bekomme ich von meiner Mutter, die schon seit Jahrzehnten ihren eigenen „Wurzgarten“ mit Glashaus betreibt.

Aus einer Idee entstand schließlich ein neues Lebensprojekt. Der eigene Bio-Gemüse-Direktvertrieb soll „der WURZGARTEN. heißen“. Heute laufen intensiv die Planungen und Umsetzungen. 35 Beete sind angelegt und der 16m lange Folientunnel wartet auf sein Dach. Die ersten Bio-Samen werden Mitte Jänner im neu geschaffenen Voranzuchtraum ausgesät und so viele Kleinigkeiten müssen noch getan werden. "Es wird nie fad", höre ich mich selbst täglich sagen. Doch der Unterschied zu meinen Jobs früher ist, dass ich heute ganz genau mein Ziel vor Augen habe, denn Sinn hinter all meiner Arbeit sehe und ganz genau weiß, wozu all das gut ist.

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